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Löwengedichte
für Leon

Im Frühling 2018 habe ich für Leon, meinen sehr jungen Musikerfreund, ein paar „Löwengedichte“ geschrieben, damit ich ihm hin und wieder über WhatsApp einen abendlichen Gruß schicken konnte.

Ein Löwe lebte allein im Zoo

Ein Löwe ging mal spät zu Bett

Ein Löwe lag auf einem Fels

Ein Löwe fuhr mit der Eisenbahn

Ein Löwe liebte die Musik

Ein Löwe kam auf die Idee

Ein Löwe wollte mit seiner Kralle




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Ein Löwe lebte allein im Zoo

Ein Löwe lebte allein im Zoo.
Ihm fehlte eine Familie.
Er fühlte sich ungeliebt wie ein Floh –
eine nutzlose Utensilie.

Er wollt’ nicht mehr essen, trank kaum noch drei Tropfen,
und bald wog er nur noch zwölf Pfund.
Da hörte sein Löwenherz auf zu klopfen –
Es wurde nie wieder gesund.

Ihr Löwen und Menschen, bedenkt die Geschichte:
Allein sein macht traurig und schwach!
Da helfen auch keine Löwengedichte …
(Und bleibt nicht bis vier Uhr früh wach!!)




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Ein Löwe ging mal spät zu Bett

Ein Löwe ging mal spät zu Bett:
um fünfundzwanzig Uhr zehn.
Am nächsten Morgen sollte er dann
um fünf Uhr sieben aufsteh’n.

Sein Wecker dudelte,
schrillte und dröhnte.
Der Löwe gähnte,
streckte sich, stöhnte,
fauchte und tat einen tiefen Schnauf …
doch alles umsonst: Er wachte nicht auf.

Er träumte weiter, schnarcht’ und schlief
und blieb im Bett bis fünf vor sieben.
Da stand er auf, ganz krumm und schief.
„Ich bin zu lange wach geblieben!“,

sprach er zu seinem Spiegelbild
beim Frühstückszähneputzen.
„Egal!“, befand er gleich danach
beim Schnurrbarthaarestutzen.

„Ob es nun fünf UHR sieben war
oder erst fünf VOR sieben –
der Unterschied ist minimal:
zwei Buchstaben, ihr Lieben!“

So redete er sich heraus.
Und in der nächsten Nacht
Ging er grad extra spät ins Bett:
um sechsundzwanzig Uhr acht!




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Ein Löwe lag auf einem Fels

Ein Löwe lag auf einem Fels
und tankte Sonnenstrahlen.
Die Strahlen wärmten ihm den Pelz,
die Mähne und die Krallen.

Die Sonne ist ein rundes Ding.
Der Löwe: vielgestaltig.
(Die Zeilen machen vielleicht Sinn.
Die Reime sind … Egal! Tschüs!)




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Ein Löwe fuhr mit der Eisenbahn

Ein Löwe fuhr mit der Eisenbahn
von Herrenberg bis nach Bonn.
Er hatte keine Kleider an,
weil die Sonne am Himmel schonn.

Bonn liegt bekanntlich am unteren Rand
des Bundeslands Nordrhein-Westfalen.
Der Löwe verlor fast seinen Verstand,
weil die Sonnenstrahlen ihn qualen.

Er hatt’ einen Wagen für sich allein,
drum wurde die Zeit ihm lang.
Doch dann kam ein anderer Löwe herein,
der ihn sofort zum Lachen brang,

denn er trug einen Charlie-Chaplin-Hut
und Handschuh’ an allen vier Pfoten.
Und bald danach roch es im Wagen sehr gut,
weil die Löwen sich Hamburger broten.

Sie brieten sie gründlich und putzten sie weg,
und die Handschuhe fraßen sie mit.
Und der andere Löwe hatte ein Steak,
das er auch gleich noch zuberitt.

Das teilten sie sich. Dann schliefen sie ein
und schnarchten beide im Chor.
Und sie schnarchten noch, als ihr Zug auf Gleis neun
in den Bonner Hauptbahnhof fohr.




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Ein Löwe liebte die Musik

Ein Löwe liebte die Musik.
Er baute eine Klangfabrik.
Die fabrizierte neue Töne:
gemeine, reine, dumpfe, schöne.

Die spielte sich der Löwe vor.
Sie gingen ihm durchs eine Ohr
ins Hirn, durchs andere wieder raus
und wurden so zum Ohrenschmaus.

Den füllte man in kleine Dosen.
Ein ganzes Heer von Arbeitslosen
kam so wieder in Lohn und Brot,
entging der Arbeitslosennot.

Jetzt wurde für die ganze Welt
Musik in Dosen hergestellt,
und auf dem Dosen-Etikett
las man in Druckschrift, bunt und fett:

„MUSIK – mit Hals- und Ohrenmark.
Gut abgemischt und löwenstark.
Warnung: Kann Zuhörer betören!
Vor (siehe Deckel) zu verzehren.“




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Ein Löwe kam auf die Idee

Ein Löwe kam auf die Idee,
die Stimme zu polieren
und an der Universität
Gesangskunst zu studieren.

Man fragte ihn: „Was singen Sie?
Bass? Bariton? Tenor?“
Dem Löwen kam die Fragerei
nur wie Schikane vor.

Er brüllte: „Ich sing’, was ich will!
Mir stellt man keine Fragen
nach Sachen, die ich nicht versteh! –
Wie können Sie es wagen!“

Er brüllte laut, mit tiefem Klang.
So kam er zu den Bässen.
Und sang mal wer tiefer als er,
so wurde der gefressen.

Doch Bässe sind nicht eben schlank!
Der Löwe wurde rund,
er wurde schwer, danach schwer krank –
und niemals mehr gesund!




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Ein Löwe wollte mit seiner Kralle

Ein Löwe wollte mit seiner Kralle
sich in seiner Nase bohren.
Die Kralle war scharf. Das Unglück geschah:
Er bohrte sich durch zu den Ohren.

Der Anblick war schlimm, war kaum zu beschreiben:
Die Pfote hing aus seinen Ohren!
O Mensch, sei gewarnt und lasse es bleiben:
Du sollst niemals Nase bohren!